Elfriede Mejchar

* 10. Mai 1924, † 11. Oktober 2020 in Wien

Geboren zu Wien in den tollen zwanziger Jahren; aufgewachsen mit Mutter und Gemüsegärten während der kargen dreißiger Jahre in Niederösterreich. Gehilfenprüfung im Fotografenhandwerk im letzten Kriegsjahr in Norddeutschland abgelegt. Jung gewesen in den fünfziger Jahren (unzeitgemäß). 1953 erste eigene Kamera (Leica) durch gute Verbindungen aus dem Westen. 1960 Meisterprüfung an der Graphischen Lehr‐ und Versuchsanstalt in Wien. Seither mit Geldverdienen beschäftigt. Aufträge in ganz Österreich, daher viel gesehen an schönen und auch an schlecht erhaltenen Häusern, Kirchen und Einrichtungen. Immer auf der Suche nach der richtigen Beleuchtung, ob mit Himmelslicht oder mit Kunstlicht. (Elfriede Mejchar)

Elfriede Mejchar übte die Fotografie als Beruf aus. Für das Bundesdenkmalamt dokumentierte sie österreichisches Kulturgut. Während der 32 Jahre von 1952 bis 1984, die sie für das Bundesdenkmalamt fotografierend kreuz und quer in Österreich unterwegs war, entwickelte sie parallel dazu ihre eigenen inhaltlichen Schwerpunkte und Themenfelder (Vogelscheuchen und Provinzhotelzimmer, Autowracks und „G’stetten“, Industriegebäude, Kraftwerke und Scheunen), die sie in großen Werkgruppen ‐ teilweise über Jahrzehnte hinweg ‐ fotografisch bearbeitete. Auf diese Weise ist ein erstaunlich vielschichtiges Werk entstanden, das in allen seinen Facetten ihre sehr persönliche, authentische Haltung zur Wirklichkeit zeigt.

Alle s/w Fotos wurden von Elfriede Mejchar selbst entwickelt. So konnte sie nicht nur mit der Kamera, sondern auch in der Dunkelkammer noch einmal selbst gestalterisch eingreifen. Erst der Umbau des Hauses in dem sich ihr Atelier befand, zwang sie, die Arbeit in der Dunkelkammer aufzugeben.

Eine andere Seite ihres Schaffens beschäftigte sich mit dem Menschen. Früh, in den 1950er Jahren entstanden Porträts berühmter Künstlerpersönlichkeiten, und speziell in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden Serien ihrer subtil erotischen Inszenierungen und Collagen denen sie sich mit steigendem Lebensalter zu widmen begann.

Elfriede Mejchar’s Arbeiten wurden in bedeutenden Galerien, Sammlungen und Museen präsentiert. Das Museum des 20. Jahrhunderts in Wien (1976), die Blau‐Gelbe Galerie in der Herrengasse (1992), die Fotogalerie Wien (2000) und FLUSS (2009) widmeten ihr Einzelausstellungen und eine Werkschau. Das Wien Museum zeigte 2008 ihre Fotografien von den Rändern Wiens (Simmeringer Heide und Erdberger Mais, Triester Straße, Wienerberger Ziegelöfen, Chemiefabrik Victor Alder). Ihre berühmten Blumen‐Aufnahmen wurden im Leopold Museum gezeigt und ein Querschnitt ihrer Fotoserien 2010 und 2014 im Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten.

1998 erhielt Elfriede Mejchar den Karl Weiser Preis für Fotografie, 2002 den Würdigungspreis für künstlerische Fotografie des Bundeskanzleramtes/Kunstsektion, 2004 den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst und den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Fotografie, sowie 2016 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

Elfriede Mejchar – Ein Leben mit Fotografie

Video: OKTO/BUTTERBROT, 2001 Harald Burger

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